Verlag von R. Oldenbourg, Berlin u. München.
Tsjstöa, &t#e/rre in oer iffitlsia 'jsfetbeijivtc (@flf5ä) „ ,,<■ mit gtugsanb (Weibelanb) ysferbeljerbe am ßieödtutmert
Schafherde und Schashirte Im Vordergründe ein zurückgehender Überschwemmungstümpel der Theiß
Ungarische Pußta (100—170 m) bei Debreczin.
Unabsehbar dehnt sich öde, grasarme und baumlose Heide, Pußta genannt, hin; ungeheure Einförmigkeit ist „ihr Hauptmerkmal. Sie gleicht im Mai einem Blumengarten; aber schon im Juni ertötet der Sonnenbrand Kräuter und Gräser und verwandelt die Ebene in eine staubige, braune Obe. Auf den kurzen Herbst folgt ein eisiger Winter. Da die Wälber fehlen, entbehrt die Pußta der Quellen. Das Grundwasser findet sich erst auf tiefliegenden Tonschichten, daher allenthalben die Ziehbrunnen. Abgelegen von den Linien des Weltverkehrs, hat sich hier magyarisches Wesen noch in seiner vollen Ursprünglichkeit erhalten. In ungebundener Freiheit lebt der Pferbehirt ober Csikos auf der weiten Ebene.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
14. Der deutsche Wald. 49
Das ist die Binnenheide. Sie mag den: Ackerbau entzogen sein. Aber
dem Rande zu, wo kein Sand den befruchtenden Regen hindurchläßt und ein
Flüßchen sich nähert, da winkt manche Oase, und Buche und Eiche gruppieren
sich auf grünem Rasen und überdecken das freundliche Gehöft eines behäbigen
Edelbanern, der daun freilich Heidebilder in helleren Farben zu zeichnen weiß.
Der deutsche Mald.
Ferdinand Cohn.
Aus „Die Pflanze". Vorträge aus dem Gebiet der Botanik, Ii. Bd. S. I ff. Kerns Verlag (Max
Müller), Breslau. 1897.
Worauf beruht der Zauber des deutschen Waldes, daß schon sein An-
blick uns erfrischt und stärkt, wie ein Bad in den Wellen des Meeres? Ist
es allein das Wohlgefallen des Auges an dem anmutigen Spiel der Lichter
und Schatten, den hundertfältig abgestuften Tönen des Grüns, über das die
Sonnenstrahlen den goldenen Schleier breiten? Ist es allein die frische
Waldeskühle, der würzige Waldesduft, der den ermatteten Nerven wohltut?
Oder ist es nicht auch der poetische Jdeeukreis, der von unserer Kindheit her
über dem Walde schwebt, der auf unsere Empfindungen noch einwirkt, wenn
wir uns dessen längst nicht mehr bewußt sind? Wir haben es verlernt, in
den Laubgewölben die heiligen Hallen eines Tempels, in einer majestä-
tischen Eiche die Wohnstätte eines Gottes zu verehren, wie dies die Völker
der Vorzeit gewohnt waren; aber einer feierlichen Stimmung, „eines
frommen Schauders" können wir uns auch heute nicht erwehren, wenn wir
in die Hallen des grünen Domes eintreten. Und ist es nicht bezeichnend für
das deutsche Volksgemüt, daß, während das klassische Altertum kaum eine
einzige Mythe in den Wald verlegte, das deutsche Märchen, die deutsche Sage
sich deu Wald mit Vorliebe zum Spielplatz erkoren hat! Die Griechen und
Römer erfüllte der Wald mit Grauen. Sie bevölkern ihn mit Räubern und
wilden Tiereu, mit Dämonen und Ungeheuern. Auch in der nordischen Edda
ist der Schauplatz ihrer schattenhaften Götter, ihrer Riesen und Zwerge immer
nur das Meer und der Fjord, die Felskluft und der Wasserfall, oder das
Eis- und Nebelreich des Fjelds. Dagegen findet im deutschen Liede die Poesie
des Waldes inniges Verständnis. Hinaus in den Tann über den Rhein
zieht die verhängnisvolle Jagd des Königs Gunther; am Waldbrunnen
unter der Linde fällt der sterbende Siegfried, von Hageus Speer durchbohrt.
Im Walde verbirgt sich Genoveva vor dem ungerechten Zorn ihres Gatten;
im Walde findet der Königssohn die verheißene Braut; iu den Wald flüchtet
Schneewittchen vor der bösen Schwiegermutter; im Walde begegnet das Rot-
käppchen dem falschen Wolfe; im Walde verirren sich Hansel und Gretel;
im Walde wandert Dornröschen umher, bis auf einsamer Waldwarte die
tödliche Spindel sie erlauert.
Dem Laien erscheint der Wald gleich einem Bilde, schön, aber ohne
Leben. Doch sobald wir den Wald mit dem Auge des Naturforschers betreten,
Ambrosius u. Hinkel, Aus allen Zonen. 4
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Cohn Ferdinand Max
Müller Max Gunther Siegfried Siegfried Hageus_Speer Genoveva Hinkel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
4. Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse.
19
Allco oder der ursprünglichen Hunderasse des neuen Kontinents mit der enro-
päischeu Rasse übereinstimmt. Denn die unorganische Riude der Erde ist gleich-
sam unabhängig von klimatischen Einflüssen, sei es, daß der Unterschied der Kli-
mate nach Unterschied der geographischen Breite neuer als das Gestein ist, sei es,
daß die erhärtende, wärmeleitende und wärmeentbindende Erdmasse sich selbst
die Temperatur gab, statt sie von außen zu empfangen. Alle Formationen sind
daher allen Weltgegenden eigen und in allen gleichgestaltet. Überall bildet der
Basalt Zwillingsberge und abgestumpfte Kegel, überall erscheint der Trapp-
Porphyr in grotesken Felsmassen, der Granit in sanft rundlichen Kuppen. Auch
ähnliche Pflanzenformen, Tannen und Eichen, bekränzen die Berggehänge in
Schweden wie die des südlichen Teiles von Mexiko. Und bei all dieser Über-
einstimmnng in den Gestalten, bei dieser Gleichheit der einzelnen Umrisse
nimmt die Gruppierung derselben zu einem Ganzen doch den verschiedensten
Charakter an.
So wie die oryktoguostische^) Kenntnis der Gesteinarten sich von der Gebügs-
lehre unterscheidet, so ist von der individuellen Naturbeschreibung die allgemeine
oder die Physiognomik der Natur, verschieden. Georg Forster in seinen Reisen und
in seinen kleinen Schriften, Goethe in den Naturschilderungen, welche so manche
seiner unsterblichen Werke enthalten, Busson, Bernardin de St.-Pierre und Eha-
teanbriand haben mit unnachahmlicher Wahrheit den Charakter einzelner Himmels-
striche geschildert. Solche Schilderungen sind aber nicht bloß dazu geeignet, den:
Gemüte einen Genuß der edelsten Art zu verschaffen; nein, die Kenntnis von dem
Naturcharakter verschiedener Weltgegenden ist mit der Geschichte des Menschen-
geschlechtes und mit der seiner Kultur aufs innigste verknüpft. Denn wenn auch
der Anfang dieser Kultur nicht durch physische Einflüsse allein bestimmt wird,
so hängt doch die Richtung derselben, so hängen Volkscharakter, düstere oder heitere
Stimmung der Menschheit großenteils von klimatischen Verhältnissen ab. Wie
mächtig hat der griechische Himmel auf seine Bewohner gewirkt! Wie sind nicht
in dem schönen und glücklichen Erdstriche zwischen dem Euphrat, dem Halys und
dem Ägäischen Meere die sich ansiedelnden Völker früh zu sittlicher Anmut und
zarteren Gefühlen erwacht! Und haben nicht, als Europa in neue Barbarei ver-
sank und religiöse Begeisterung plötzlich den heiligen Orient öffnete, unsere Vor-
eltern aus jenen milden Tälern von neuem mildere Sitten heimgebracht? Die
Dichterwerke der Griechen und die rauheren Gesänge der nordischen Urvölker
verdanken größtenteils ihren eigentümlichen Charakter der Gestalt der Pflanzen
und Tiere, den Gebirgstälern, die den Dichter umgaben, und der Luft, die ihn um-
wehte. Wer fühlt sich nicht, um felbst nur an nahe Gegenstände zu erinnern,
anders gestimmt in dem dunkeln Schatten der Buchen, auf Hügeln, die mit einzeln
stehenden Tannen bekränzt sind, oder auf der Grasflur, wo der Wind in dem zit-
ternden Laube der Birke säuselt? Melancholische, ernst erhebende oder fröhliche
Bilder rufen diese vaterländischen Pflanzengestalten in uns hervor. Der Einfluß
Soviel wie mineralogisch. — D. H.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
250
Asien. Iii. Westasien und Iran.
75. Bilder aus Persien.
Hugo Grothe.
Aus „Zur Natur und Wirtschaft von Vorderasien". I. Persien. S. 12 ff. Angewandte Geographie.
Verlag von Heinrich Keller, Frankfurt a. 2jj. 1911.
Wenige Gebiete Persiens sind mit reicher Pflanzendecke bedacht. Eichen,
wilde Mandelbäume, Terebinthen überziehen die Berge Luristans^), saftige
Frische atmen die mit Tannen und Buchsbäumen besetzten Nordabhänge des
Elburs, und in sattem Grün leuchten die mager bewohnten Waldgebirgs-
Wildnisse seiner Jnnenketten. Tropische Üppigkeit zeigen die Wälder der
Berge von Talysch und Gilsm^), dessen Nordhänge reiche Regengüsse be-
feuchtem Zur Mehrzahl jedoch zeigen die persischen Gebirge tote, braun
angewitterte Kalke oder rotbraune und grünliche vulkanische Felsmassen. So
phantastisch auch ihre Schrofsen und Zacken sind, so sehr auch, namentlich in
den Landschaften des Südens, die Durchsichtigkeit der Luft und die Fülle
des Lichtes die Linien klarer, die Farben leuchtender und von feurigem
Schmelz übergoffeu erscheinen läßt, es bedrückt den Wanderer doch bald die
Eintönigkeit der baumleeren, in gleichförmigen Reihen sich erstreckenden
Bergzüge und Bodenschwellen. Oberhalb der Baumgrenze (im Norden in
2400—2600 m Höhe) breiten sich ans den Alpenmatten Sträuche und
Kräuter kriechenden Wachstums, und höher nistet die Glazialflora^) der
Zwiebel- und Staudengewächse. Die Haine' von Pappeln und Weideu,
von Maulbeer- und Nußbäumen, Kastanien und Platanen, Ahorn, Linden
und Erlen, Feigen und anderen Obstbäumen, die iuselgleich als Umrahmuug
von Stadt und Dorf in den Talbecken des Hochlandes auftauchen, die
wuchernden Rosenhecken, die um ihre Mauern sich ziehen, die dunkelgrünen
Palmenoasen der wüstengleichen Küstenebenen, die um die Siedlungen sich
spannen und an den Saharacharakter Nordafrikas erinnern, haben nicht
das Taufrische unserer Wald- und Gartenlandschaften. Es fehlt ihnen
der duftende zarte Ton unserer Zonen. Nur eine dürre Grasnarbe bedeckt
meist den Boden. Die paradiesischen Gärten und Auen, die uns die Phau-
tasie eines Sfaadi^) und Hafis^) vor Augen zaubert, werde» wir vergeblich
suchen. Freilich dem Perser erscheinen im Gegensatz zu uackteu Berg-
wänden und Ebenen ein paar Weiden und Pappeln am Rande eines Baches
wie eiu Stück Wald und die Idylle eines Gartens mit wohlgepflegten Büschen
und einem sprudelnden Springbrunnen wie ein vom Himmel znr Erde
verpflanztes Paradies.
Wasser, nähreudes Wasser, ist Daseinsbedingung und Lebensquell im
ganzen Orient, vor allem aber in Persien. Alle Kunstfertigkeit, Kraft
1) Luristan, Provinz im südwestl. Persien.
2) Talysch und Gilan, Landschaften am Siidivestuser des Kaspischen Meeres.
a) Glazialflora, die in der Nähe des ewigen Schnees wachsende Pflanzenwelt.
Ssaad!, pers. Dichter, geb. 1184 in Schiras.
Häfis, pers. Dichter, der größte Lyriker des Orients, 1' 1389. Sein Grab ist Wall-
sahrtsort.
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Grothe Heinrich_Keller Heinrich
lfi
Der Odermaid.
Der Wald, der Wald, das Gott ihn erhalt;
gibt gnt Quartier und nimmt duch nichts dafür.
Eichendorff.
Oderwälder sind es gewesen, die dem Dichtermunde
die zarteste Waldpoesie entlockten, die die deutsche
Literatur aufzuweisen hat. Eichendorffsche Wald-
stnnmung zieht ins Gemüt ein, wenn man sich den
herrlichen Waldungen an der Oder übergibt. Die
Schönheit der Waldbilder, die Majestät der Baumriesen,
das Halb licht der Waldhallen, die malerische Anmut
frischer Waldwiesen, auf die vielleicht ein Rudel Rehe
tritt, und außerdem vieles andere, was Herz, Auge und
Lunge ersrent, lockt uns mit mächtigen Reizen in den
Oderwald! Laubwälder haben eine besondere An-
ziehungskrast, und wer nie den Oderwald zur Herbstzeit
aussuchte, wenn die Nebel der kühlen Morgenstunden und
die Herbstsonne abwechselnd die Kraft des herrlich grünen
Laubes brechen und zun: letzten, sterbenden Glühen
bringen, der kennt eine der schönsten Naturerscheinungen
nicht. Gerade sür die Oderwälder ist der Herbst die
beste Zeit zum Besuchen, da in dieser Jahreszeit die
meiste Garantie sür gute, trockene Psade und Abwesen-
heit der sonst so gefürchteten Odermücken ist.
Unser Bild gibt eine ziemlich deutliche Anschauung
vom Oderwalde. Hat man den Klosterhos verlassen, so
überschreitet man den Mühlgraben, und schon ist man
am Rande einer großen Oderwaldwiese, die smaragd-
grün daliegt und in der grünen Umrahnmng an englische
Parklandschaften erinnern könnte. Dann führt ein
weiß markierter Fußpfad mitten durch den dichten
Eichenwald. Denn Eichen sind es vorzüglich, die den
Oderwald ausmachen, Eichen aller Gattung und jeden
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 94 —
zeigte sich erst ganz, was Schillers Muse den Deutschen war. Ihr hohe^ sittliches Pathos setzte sich um in patriotische Leidenschaft, ihre schwungvolle Rhetorik ward das natürliche Vorbild für die Iünglingspoesie dieses Krieges. Der Sohn von Schillers Herzensfreunde erschien dem jungen Geschlechte als der Erbe des großen Dichters, — wie er so siegesfroh mit den Lützower Jägern in den Kampf hinausritt, ganz durchglüht von deutschem Freiheitsmute, ganz unberührt von den kleinen Sorgen des Lebens, wie er auf jeder Rast und jeder Beiwacht seine feurigen Lieder von der Herrlichkeit des Krieges dichtete und endlich, den Sang von der Eisenbraut noch auf den Lippen, durch einen tapferen Reitertod den heiligen Ernst seiner Reden bezeugte, — in Wort und Tat ein rechter Vertreter jener warmherzigen Männlichkeit, die die begabten Obersachsen auszeichnet, wenn sie sich nur erst losgerissen haben aus der zahmen Schüchternheit ihres heimatlichen Lebens. „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen! Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht" — mit diesen Worten hat Körner selbst den Arsprung und Charakter der großen Bewegung geschildert. Sie blieb durchaus auf den deutschen Norden beschränkt. Nur in den vormals preußischen Provinzen und in einzelnen unmittelbar von den Napoleo-niden beherrschten Strichen des Nordwestens stand das Volk freiwillig auf, sobald die Heersäulen der Befreier nahten; überall sonst erwartete man geduldig den Befehl des Landesherrn und die Macht der vollendeten Tatsachen. Der deutsche Befreiungskrieg war in seiner ersten, schwereren Hälfte ein Kampf Preußens gegen die von Frankreich beherrschten drei Viertel der deutschen Nation.
Es wurde folgenreich für lange Jahrzehnte der deutschen Geschichte, daß docb nur die norddeutschen Stämme wirklichen Anteil hatten an den schönsten Erinnerungen dieses neuen Deutschlands, während der Süden erst zwei Menschenalter später des Glückes teilhaftig ward, für das große Vaterland zu kämpfen und zu siegen.
Heinrich von Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert I. Leipzig 1894.
41. Ernst Moritz Arndts Jugendzeit.
Schoritz war höchst anmutig hart an einer Meeresbucht gelegen. Wir bewohnten ein neues, noch glänzend geschmücktes Haus, umgeben von einem großen Blumengarten und mehreren Baumgärten. Dicht daran war eine ganz kleine Halbinsel, die aber bei hoher Sturmflut oft zu einer Insel ward. Sie war mit hohen Birken und Eichen bepflanzt. Auf ihr pflegten wir unsre Sommerspiele zu halten. Gegen Osten des Hofes befand sich ringsum prächtiger Eichenwald, in dem Tausende von Ackerraben ihren Wohnsitz zu haben pflegten, eine Viertelstunde weiter der größere Wald Krewe. Aus den Tagen meiner Jugend sind mir noch mehrere Freuden erinnerlich, besonders die freundlichen Gaben, die zwei Menschen uns Kindern fast allwöchentlich zutrugen. Der erste war mein Ohm und Pate Moritz Schuhmacher, damals Verwalter des Hofes zu Putbus. Dieser segelte oder ritt nie nach Stralsund oder Greifswald, ohne daß er bei uns ansprach und Gebäck, Süßigkeiten und andres Schöne aus seiner Tasche schüttelte. Der zweite war ein alter preußischer Hauptmann von Wotke aus Hinterpommern, der eine halbe Stunde von uns
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Extrahierte Personennamen: Schillers Schillers_Herzensfreunde Lützower_Jägern Ernst Heinrich_von_Treitschke Heinrich Ernst Moritz_Arndts Schoritz Moritz_Schuhmacher
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Leipzig Putbus Stralsund Greifswald Hinterpommern
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
250
Erläuterungen.
und Nordamerika, deren Beobachtungen er in zahlreichen Schriften
niedergelegt hat. In seinem Werke: „Tie geographische Lage der
Hauptstädte Europas" legt er den Einfluß der Natur der Ortlich-
keit aus die Entwicklung der menschlichen Siedlungen an den kon-
kreten Beispielen der Hauptstädte Europas in feinsinniger Weise dar.
K r e i d e f o r m a t i o n, eine Meeresbildung, hat als Hauptbestand-
teile Sandstein- und Kalkablagerungen. Zu erster» gehört der leicht
verwitternde Quadersandstein, dessen Name von den Quadern
herrührt, die durch die senkrechte Zerklüftung der wagerechten
Gesteinsschichten entstehen. In den obern Schichten dieser For-
mation kommt die weiße Schreibkreide in weiter Verbreitung vor.
Kulni (Kolm) dient im md. Sprachgebiet häusig zur Bezeichnung
einer Bergkuppe; bezeichnet auch die höchste Erhebung eines Berg-
stockes (Rigi-Kulm).
L a t e r i t (= Ziegelgestein) ist eine Bodenart von toniger Be-
schafsenheit und ziegelroter Farbe, entstanden aus Verwitterungen
an der Oberfläche archäischer Felsmassen. In den Tropen weit
verbreitet und meist sehr fruchtbar.
Lianen nennen wir die verschiedenartigsten Schlingpflanzen mit
holzigem Stengel. Massenhaft treten sie im tropischen Urwalde
auf, den sie mit ihren gewundenen, mannigfaltig verschlungenen,
seilartigen Stämmen fast undurchdringlich machen.
Lienhard Fritz, geb. 4. Oktober 1865 zu Rothbach i. Elf., Dichter
und Schriftsteller, Vertreter der fog. Heimatkunst; ein frisches,
ursprüngliches Talent, kraftvoll und gemütstief zugleich. Das Beste
sind seine lyrischen Gedichte, doch auch als Dramendichter und
Essayist geschätzt.
L i v i n g st o n e David, geb. 19. März 1813 zu Blantyre bei Glas-
gow, gest. 4. Mai 1873 zu Tschitambo am Südufer des Bangweolo-
sees in Afrika. Erforschte in Südafrika u. a. das Sambesigebiet
und die Länder westlich der großen Seen im Quellgebiet des
Kongo. Einer der größten Afrikaforscher, der, was Länge
der zurückgelegten Wege (5009 km) und Größe des erschlossenen
Neulandes (2'/z Mill. qkm) angeht, an erster Stelle steht.
Loggia bezeichnet gewöhnlich einen überdeckten Gang um das obere
Stockwerk eines Gebäudes, auch eine halb offene Säulen- oder
Pfeilerhalle.
Löß ist — nach Kirchhofs — ein mürber, gelbbrauner Lehmboden,
dessen feinste Teilchen in besonders dürren Zeiträumen der
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Extrahierte Personennamen: Lienhard_Fritz David David
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Europas Blantyre Afrika Südafrika
— 42 —
Ferner ist zu beachten, daß der Boden dort mit Stauden und Zwiebel-
gewachsen bedeckt ist, daß aber bei dem Mangel an sommerlichem
Regen ganz die rasenbildenden Gräser fehlen. Statt des Rindviehes
und der Pferde erscheinen als Haustiere Büffel und Maultiere. Die
Butter entbehrt man ganz und ersetzt sie durch Ol. — Was sonst
die Vegetationsformen betrifft, so sind ja vom Altertum her bekannt
die Pinie, der Lorbeer und die Cypresse. Letztere in ihrer bleistift-
ähnlichen Form hat den Orientalen als Vorbild für ihre Obelisken und
Minarets gedient. Es hat doch aber in diesen Gebieten künstliche
Einführung und Übertragung fremdartiger Gewächse sehr umgestaltend
auf das Pflanzenkleid eingewirkt. Wir können uns Süditalien und
Sicilien heute gar nicht ohne die stachligen Agaven denken, und doch
sind sie erst seit Entdeckung der neuen Welt dorthin übergesiedelt.
Alan muß es daher als einen Anachronismus bezeichnen, wenn Preller
seine Odysseelandschaften überall mit diesen Agaven schmückt. Zum
heutigen Landschaftsbilde gehören ferner die Agrumen und Gold-
orangen, von den Magnolien mit ihren Tulpenblüten ganz zu ge-
schweigen. Die Citrgsarten sind aber aus Indien über Persien ein-
geführt, und der Name Apfelsine deutet schon ohne weiteres in seinem
Namen: chinesischer Apfel auf die fremdländische Herkunft. Peschel
sagt mit Recht, daß die Flora des europäischen Südens, namentlich
Italiens, mit der Zeit völlig umgewandelt ist und als Kunstprodukt
alter Kulturvölker bezeichnet werden muß. Er fügt dann aber weiter
hinzu, daß die Pflanzengebilde Südeuropas ästhetisch unendlich höher
stehen, und daß man sast betroffen ist, wenn man nach Norden zurück-
kehrt, über „die Ordinärheit der Pflanzenwelt, deren Laub- und
Nadelholzmassen schier ungeschlacht und grob erscheinen. Darum" —
und dies ist sein geistvoller Schluß — „ist der Kunstsinn hier im
Süden so früh geweckt worden. Das Akanthusblatt wurde zum
Vorbilde der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des
Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie
krönte den Thyrsusstab."
Wenn wir die südeuropäischen Halbinseln betrachten, so gebührt
der mittelsten der Vorzug, den unverfälschtesten Ausdruck dieses be-
sonderen europäischen Ländertypus in sich darzustellen, also Italien.
Das alpine Hochgebirge schützt die Halbinsel gegen alle klimatische
Rauhigkeit des Nordens; nur ab und zu spürt man den Wind, die
tramontana, und namentlich im Süden entwickelt das Land allen
Reiz einer ganz eigenartigen Flora und einer weichen, gleichmäßigen
Himmelsluft. Das sind die Eindrücke, die Platen die Verse eingaben:
Zeit nur und Jugend verlor ich in Deutschland, Lebenserquickung
Reichte zu spät Welschland meinem ermüdeten Geist!
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Extrahierte Personennamen: Alan Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Indien Italiens Italien Deutschland Welschland
— 126 —
Zeit haben auch die poetischen Künste in Schweden ihre Pflege ge-
fünften, und Esaias Tegner hat mit seiner Frithjossage ein in alle
Sprachen übersetztes Meisterwerk geliefert. — Die heutigen Schweden,
die man wegen der „von der Residenz und dem Adel beliebten sran-
zösischen Tünche auch die Franzosen des Nordens" nennen möchte,
deren Bezeichnung als „maritime Germanen" uns aber doch besser
gefallen will, haben in ihrer äußeren Erscheinung etwas entschieden
Germanisches: blaue Augen, blonde Haare und die Rosenwangen der
Jugend. In ihrem Charakter prägt sich Ernst und Schweigsamkeit
aus; auch soll der Reichtum an schönen Liedern, die wir aus den
Konzertsälen kennen, weniger ein Erzeugnis der allgemeinen Volks-
eigentümlichkeit sein als der Ausfluß der musikalischen Begabung der
Gebildeteren. Die Natur des Landes verurteilt die Schweden zu ab-
geschlossenerem Leben, und in der einsamen „stuga" ^Bauernhaus»
werden mit wunderbarer Zähigkeit die Gestalten der nordischen
Mythologie, der Trollen 1 und Elsen, des Strömkarls, Ägirs und des
Neck festgehalten und ihre Thaten in wunderbaren Erzählungen von
Geschlecht zu Geschlecht berichtet. Das Land ist lutherisch, das Ein-
kommen der Pfarrer aus dem Lande mager genug, und die Schilderung
eines solchen schwedischen Pfarrers, der gezwungen ist, Ackerbau und
Fischfang zu seinem eigenen Erwerb zu treiben, ist in dem Roman:
Tie Leute von Hemsoe ergötzlich zu lesen.
In der Bodenbeschaffenheit des Landes kann man drei Gürtel
oder Zonen unterscheiden. Die ungünstigsten Verhältnisse finden sich
in der nördlichen, dem Norrlande, in das weit hinein von Norden
her die Lappen übergesiedelt sind. Diese nördlichen Teile Schwedens
sind weit rauher als die unter gleichen Breiten liegenden Küsten-
streifen Norwegens. Der nördlichste Leuchtturm Schwedens steht in
Haparanda, das unweit des nördlichen Polarkreises liegt, wo man
am längsten Tage die Mitternachtssonne sehen kann. Übrigens giebt
es auch weit nach Süden hinein in Schweden den Juni und Juli
hindurch keine eigentliche Nacht. Haparanda baut Schiffe, die bis
nach Brasilien segeln. Von hier dehnt sich bis Umea 140 Stuuden
lang ein Wald aus. Der am weitesten nach Norden hinaufgehende
Baum ist die Birke; doch bestehen die Wälder Norrlands größtenteils
aus Nadelholz. „Gleichwie in dem Waldlande Rußlands erscheint
auch ganz Norrland", sagt L. von Buch, „von einem hohen Punkte
übersehen, als ein ungeheurer, grenzenloser Wald, den nichts unter-
bricht als hin und wieder der leere Raum, den kleine Seen ein-
nehmen, und kleine blaue Berge am Rande. Nur die Gegend der
Flüsse ist bewohnt und belebt, das übrige traurig und tot. Auch an
den rauschenden Flüssen, die nicht umsonst den Lachs heraussteigen
1 Trollhätta bedeutet Zauberhut.
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Extrahierte Personennamen: Esaias_Tegner Ernst Haparanda L._von_Buch
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Gebirges Pflanzenvertreter kennen lernen, die wir sonst über 30 geo-
graphische Breitengrade sich hinziehen sehen, und wir beobachten hier
die Vegetation dreier Zonen, der nordisch-arktischen, der gemäßigten
und der südlichen. Natürlich macht einen bedeutsamen Unterschied
die Nord- und die Südseite der Alpen, die Schneegrenze beginnt dort
schon bei 2300 m, hier ersi bei 3000 in; die Rinderherden gehen
bis 2200 m hinaus, und im August wird ein Teil des Gebirges
schneefrei. Der Winter dauert aber doch 9 Monate. Charakteristisch
für den Höhenzug des Gebirges sind die Legsöhren oder das Krumm-
holz, das sich noch über die Grenze des Baumwuchses hinauswagt
und die Wände der Berge emporklettert. Im deutsch redenden Rhätien
sollen sie Arle genannt werden, und daher leitet Berlepsch die Orts-
bezeichnungen Arlberg und Vorarlberg her; im Bayrischen heißen sie
Kaatschen. Sie sind die „Lazzaroni" der Alpen, und in ihrer ver-
krüppelten, am Boden hinkriechenden Gestalt, in ihrer Verwegenheit,
wie sie an den steilen und abschüssigen Felswänden sich hinaufziehen,
gewähren sie den eigenartigsten Eindruck. Wie verschieden sind doch
die Zeitalter in ihrem ästhetischen Empsinden! Cäsar", trieb, als er
diese Alpenwelt kennen lernte, angewidert durch die Ode und Un-
fruchtbarkeit der Natur, grammatische Studien, und wir bewundern
in romantischem Entzücken die Wildheit der Scenerie. Die Königin
der Alpenblumen ist die Alpenrose.
Du bist, v Alpenrose,
Der Blumen Krön' und Preis,
Die einz'ge Dornenlose
In deiner Schwestern Kreis.
Du wohnst als Königinne
So recht auf höchstem Thron
Und blühst in reiner Minne
Dem freien Alpensohn.
Die Alpenrose ist nämlich gar keine Rose, so wie das Alpenveilchen
auch kein Veilchen ist, sondern gehört zu den Rhododendren, hat also
keine Dornen und ist am ehesten unserem Preißelbeerftrauch zu ver-
gleichen. Demungeachtet ist der Eindruck einer von dem „Rubin-
feuer" ihrer Blüten überzogenen Matte ganz überwältigend und er-
innert an den Anblick eines blühenden Obstgartens. Die sonstigen
Alpenblumen, namentlich die Enziane, hat uns wunderschön Haller
in seinen „Alpen" geschildert, und der Schüler muß Lessing dankbar
sein, daß er die Hallerschen Verse in dem Laokoon kennen lernt.
Lessing will ihre poetische Zulässigkeit nicht gelten lassen, weil er
alle Beschreibung aus der Poesie verbannt; aber doch sind die Verse
von großer Schönheit des Ausdrucks und verraten, wie tief durch-
drungen der Dichter von der Großartigkeit seines Heimatsgebirges
gewesen ist. — Der schönste Laubbaum der südlichen Alpenwelt ist die
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